Boston Marathon 2017

17.04.2017

Factbox (Stand April 2017)

Homepage http://www.baa.org/races/boston-marathon.aspx
Erste Austragung 1897
Teilnehmer 27.000, 26 Finisher aus Österreich (2017)
Termin immer am 3. Montag im April (Patriots' Day)
Qualifikation Zeitlimit, Charity, Reiseveranstalter
Anmeldezeitraum September
Chancen bei Lotterie keine, weil die gibt es nicht! Chancen über Zeitlimit gut, man muss aber ca. 5 min schneller als das jeweilige Alterklassenlimit sein um eine Chance zu haben
Kontingent Reiseveranstalter klein (Stand 2017), rechtzeitige Voranmeldung notwendig
Kurs Point-to-Point, unidirektional von West nach Ost, sehr hügelig, schwierig
Zeitnehmung Chip in Startnummer
Marathon Expo geöffnet Freitag bis Sonntag, groß, Sa und So lange Warteschlangen beim Einlass, von den Sportartikelherstellern sind neben dem Hauptsponsor (Adidas) auch einige andere vertreten
Start Startzeit Welle 1 um 10:00, 4 Wellen zu je 8 Corrals, die letzte Welle startet um 11:15, der letzte Starter benötigt ca. 10 min vom Start der Welle bis er die Startlinie passiert, der Transport von Boston zum Start in Hopkinton erfolgt nach den zugeordneten Wellen, die ersten Busse starten um 6:00, der letzte Bus um 9:45, großzügiges Startgelände, hervorragende Organisation, große Zelte, langer Weg (1km) vom Start Village zu den Corrals
Ziel Beeindruckender Zieleinlauf in der Boylston Street, relativ kurze Wege zur Kleiderausgabe
Zeitlimit 6h nachdem der letzte Starter die Startlinie überquert hat
Verpflegung  Wasser, Iso, Gels, Bananen, Schwämme und massenweise Snacks von den Zuschauern
Verpflegungsstationen ab Meile 2, ca. jede Meile
Toiletten im Startbereich und auf dem Weg zu den Corrals, im Start Village längere Wartezeiten, auf dem Weg zu den Corrals keine bis geringe Wartezeiten

#BostonStrong

Am Montag, dem 15. April 2013, detonieren um 14:49 Ortszeit, im Abstand von 12 Sekunden und 190 Meter voneinander entfernt, zwei Bomben in der Boylston Street von Boston. Es ist dies ein dritter Montag im April, der traditionelle Patriots‘ Day in Massachusetts, und damit der Tag der 117. Ausgabe des Boston Marathons.

 

Der Ort der Detonationen liegt in unmittelbarer Nähe zur Ziellinie des Marathons, inmitten einer großen Menschenmenge, die zu dieser Zeit gerade das letzte Viertel der Marathonläufer anfeuert. Aus Sicht der Läufer gesehen, ereignen sich die Explosionen an der linken Straßenseite, hinter den Absperrungen, im Zuschauerbereich. Die Uhr im Ziel zeigt 04:09:43, die Zeit die seit dem Start der dritten Welle vergangen ist. Für weitere acht Minuten überqueren Läufer die Ziellinie, bis das Rennen abgebrochen wird. Mehr als 5.000 Läufer stranden entlang der Strecke und werden von Zuschauern mit dem Notwendigsten versorgt – unter anderem mit Mobiltelefonen, um mit ihren Freunden und Familien Kontakt aufnehmen zu können.

 

Drei Zuschauer werden getötet, darunter ein achtjähriger Junge aus Boston, hunderte werden verletzt, viele davon schwer. Auch Läufer sind unter den Verletzten.


 

"We are one. We are strong. We are Boston. We are Boston strong." 

So eröffnet der Stadionsprecher im Fenway Park Stadion, nur zwei Meilen vom Ziel des Marathons entfernt, einige Tage danach das erste Baseball Match der Boston Red Sox nach den Anschlägen. Boston beugt sich nicht der Gewalt. Die Marathon Familie hält fest an ihren Idealen von Freiheit und Offenheit. Kathrine Switzer, selbst Heldin in der Geschichte des Boston Marathons, schreibt in ihrem Buch: "Wenn du den Glauben an den Menschen verlierst, dann geh und schau dir einen Marathon an.“ Laufen ist der friedlichste Sport der Welt. Nichts eint so sehr, wie das Laufen. Egal welches Geschlecht, Nation, Hautfarbe, Religion, politische Zugehörigkeit, gesellschaftliche Position – am Start, auf der Strecke und im Ziel sind wir alle gleich. Wir werden alle verbunden durch die verrückte Idee, mehr als 42 Kilometer weit laufen zu wollen.

 

2014 fand er wieder statt, der 118. Boston Marathon, jetzt erst recht, mit einer Rekordteilnehmerzahl von 36.000 Läufern und davon vielen, die ihn 2013 nicht mehr beenden konnten. Ich kann heute Boston nicht laufen, oder über den Boston Marathon erzählen, ohne zuerst an das zu erinnern.



HINkommen

Der erste Boston Marathon fand am 19. April 1897 mit 15 Teilnehmern statt, damals so wie heute am Patriots‘ Day, einem Feiertag, den es nur in dieser Gegend gibt. Seit mehr als 120 Jahren wird der Lauf, ohne Unterbrechung, jährlich durchgeführt. Nur den olympischen Marathon gibt es länger, der wird aber auch nur alle vier Jahre gelaufen. Egal ob Weltkriege oder Bombenterror, es findet sich immer jemand, der den Lauf organisiert und jemand, der ihn läuft. Eine beeindruckende Manifestation menschlicher Willenskraft und Hingebung.


Diese Kraft spürt man in allem, was an den Tagen vor, beim oder nach dem Lauf in der Stadt passiert. Das ist Marathon pur, in seiner ehrlichsten Ausprägung. Und es steckt ganz tief in den Genen und Fasern der Bostoner, dieser Stolz auf IHREN Boston Marathon. Sie zeigen das nicht so plakativ wie die New Yorker, sie stürmen nicht auf uns los und klopfen uns auf die Schultern, die Bostoner sind die Europäer unter den Amerikanern. Nur am Marathon Monday, wenn sie, vom ländlichen Hopkinton bis ins urbane Boston, durchgehend am Straßenrand stehen, da bricht es aus ihnen heraus, die Begeisterung und Genugtuung, wieder einmal ihren Marathon hingestellt zu haben. Diese Emotionen geben sie ungefiltert an uns Läufer weiter, es ist ein Fest der Freude und des Stolzes, vom Start bis ins Ziel.

 

Es gibt Marathons mit mehr Teilnehmern, welche mit mehr Weltrekorden, mit verrückten Verkleidungen, an exotischeren Plätzen, in der Antarktis, in der Sahara, auf der Chinesischen Mauer – aber es gibt nur einen Boston Marathon. Dürfte ich, bei allem Wissen um die Läufe, nur mehr einen Marathon in meinem Leben laufen – es wäre wohl dieser.

 

Aber er macht einem die Teilnahme nicht leicht, er stellt Ansprüche! Im Gegensatz zu allen anderen großen Läufen gibt es in Boston keine Startnummernlotterie. Eigentlich kommt man nur über das Erreichen der geforderten Qualifikationszeit hinein – und die meisten der Teilnehmer haben auch auf diesem Weg ihren Startplatz erhalten. Das merkt man deutlich an den durchschnittlichen Finisherzeiten, die sind schneller als bei allen anderen der Major Marathons. Boston legt sehr großen Wert auf den sportlich anspruchsvollen Charakter seines Marathons und so erscheint es fast als Hohn, dass die Strecke aufgrund ihrer Charakteristik nicht für offizielle Weltrekorde zugelassen ist.

 

Für alle internationalen Läufer gibt es jedoch zusätzlich die Möglichkeit der Teilnahme über einen Reiseveranstalter, wenn auch die Kontingente beschränkt sind und die derart zu einem Startplatz gekommenen Läufer in den letzten Startblock „verbannt“ werden (Ehre wem Ehre gebührt)! So hatte auch ich mich bereits Anfang 2016, bei meinem Lieblings-Reiseveranstalter runners unlimited, auf die Warteliste setzen lassen und erhalte schlussendlich, einige Tage vor dem Marathon, meine Unterlagen von der Boston Athletic Association (B.A.A.). Aber nicht mit einer schnöden E-Mail, sondern mit Stil. Klassisch, mit der Post, in einem weißen Kuvert, finden sich der Runner Passport zur Abholung der Startunterlagen, der umfangreiche Participant Guide und ein Plan der Strecke mit allen notwendigen Informationen. „Congratulations on making it to Boston. We are honored you are here“ schreiben sie mir - so wurde ich bis jetzt noch nie begrüßt! Auch ich fühle mich geehrt. Wenn ich es bis jetzt nicht geahnt hätte, jetzt weiß ich es – die nehmen ihr Geschäft und ihre Tradition wirklich ernst.



Ankommen

Heuer fällt der Patriots‘ Day auf den Ostermontag. Ich verbringe daher die Osterfeiertage in Boston, während meine Frau mit unseren drei Kindern zu Hause Ostereier sucht - und Daumen hält! Gemeinsam mit ca. 30 österreichischen Läuferinnen, Läufern und Begleitung, lande ich am Karfreitag, kurz nach Mittag, in Boston. Die Zeitumstellung ist bei Reisen in den Westen für mich weniger problematisch. Man fliegt mit der Sonne und gewinnt damit die 6 Stunden Zeitdifferenz, die Boston hinter uns liegt. Wenn der Marathon am Montag um 11:00 Lokalzeit startet, ist es in Wien 17:00, also wie ein Nachmittagslauf! In der Realität ist es natürlich trotzdem schwer, den gewohnten Tag/Nacht Rhythmus in so kurzer Zeit umzustellen. Ich wache jede Nacht um 2:00 auf, mein Körper behauptet steif und fest, es wäre bereits 8:00 morgens.

 

Da ich mir den Zuschlag für ein Einzelzimmer sparen will, entschließe ich mich, das Zimmer mit Unbekannt zu teilen. Bis Boston weiß ich nicht, wer das sein wird. Andy Perer von runners unlimited verspricht mir noch in der Hotel Lobby eine blonde Schwedin - es ist dann Carsten, ein blonder Däne! In Dänemark ist die Wartezeit auf Startplätze noch länger als bei uns, sein frühester Wartelistenplatz für Boston wäre erst 2022 gewesen! So ist er eben bei uns gelandet.

 

Unser Hotel ist das Boston Sheraton – noble Herberge, aber gut gewählt! Es hat nämlich einen riesen Vorteil: Alle am Marathontag wichtigen Orte sind in maximal 20 Minuten zu Fuß erreichbar! Selbst zur Marathon Expo, die in diesem Jahr im gleichen Gebäudekomplex wie das Hotel stattfindet, gelangt man trockenen Fußes in fünf Minuten. Boston Common, der Park vor dem die Busse zum Start nach Hopkinton abfahren, ist in zwanzig Minuten erreichbar und vom Ziel sind es dann am Marathontag fünfzehn Minuten Fußweg ins Hotel. Besser geht es eigentlich nicht!



Marathon Expo

Ich nutze gleich den Freitagnachmittag zu einem Besuch der Expo. Der Zugang zu den Hallen erfolgt vom Hotel aus quasi über einen Hintereingang, man erspart sich damit auch die langen Schlangen am Haupteingang. Es ist nicht nur relativ wenig los, die Ausgabe der Startunterlagen ist auch großzügig mit freiwilligen Helfern ausgestattet. Daher erhalte ich in kürzester Zeit mein Startpaket und das offizielle Shirt, im schönen Gelb und Blau des Boston Marathons.

 

Man erhält im Startpaket zwei Plastiktaschen für Start/Ziel. Eine große für den Fall, dass man trockene Bekleidung für das Ziel abgeben will und eine kleine, die man im Bus nach Hopkinton mitnehmen darf. Die große Tasche, mit Gewand und Utensilien für das Ziel, wird schon in Boston abgegeben - in der Boylston Street, dort wo man sich die Sachen dann auch wieder abholt. Alles was man im kleinen Sack - und nur genau der (und nichts sonst) ist im Bus zugelassen - zum Start nach Hopkinton mitnimmt, bleibt entweder dort, oder man läuft selber damit zurück.

 

Die Volunteers sind alle sehr freundlich und sichtlich stolz darauf, ihren Beitrag zu diesem traditionsreichen Unterfangen leisten zu können. Bei auffallend vielen dürfte es sich um Urgesteine handeln, die diese Tätigkeit schon seit langen Jahren ausüben. Auf der Tafel der „Boston Marathon Vol of Fame“ finden sich mehr als 750 Namen von Freiwilligen, die alle für mindestens 15 Jahre ihre Zeit in den Dienst dieses Marathons gestellt haben!

 

Die Marathon Expo selber ist sehr groß und reichlich mit Gelegenheiten ausgestattet, mein Geld loszuwerden. Eiserne Disziplin ist hier vonnöten, um nicht vorzeitig zu verarmen. Es ist nicht nur der Hauptsponsor Adidas (sehr) groß vertreten, sondern auch genügend andere der bekannten Größen der Branche. Natürlich laufen am Ende alle mit der offiziellen Marathonjacke herum - so wie ich. Sie ist aber heuer auch zu schön, um nicht gekauft zu werden! 

 

Interessant sind auch die vielen kleinen Stände, zum Beispiel der von Samuel Adams, mit dem offiziellen Marathon Bier, dem 26.2 Boston Brew – exklusiv nur für diesen Anlass gebraut. Seit 2014 spendet Samuel Adams den Reingewinn aus dem Verkauf dieser Sonderedition an die Greg Hill Foundation, zur Unterstützung von Opfern der Attentate und deren Familien.

 

Oder der Stand von Clif Bar, die stellen nämlich die Gels beim Marathon zur Verfügung. Ein Vorkosten ist angeraten, zumal die Gels eine eher feste, cremeartige Konsistenz haben – nicht jedermanns Sache, aber mir schmecken sie.

 

Als isotonisches Getränk wird auf der Strecke das Lemon Lime von Gatorade Endurance ausgeschenkt, auch da schadet eine Verkostung nicht, bevor es beim Lauf zu Magenproblemen kommt.

Eigenverpflegung kann man übrigens nicht abgeben.

 

Und dann ENDLICH zum ersten Mal hinaus auf die Boylston Street und den berühmten Zieleinlauf mit eigenen Augen sehen!

Die blauen Markierungen des Kurses sind schon auf der Straße angebracht (wenn auch nur auf den letzten zwei Meilen), der Zielbogen ist aufgebaut, aber noch quält sich der normale Berufsverkehr über die Straße. Morgen wird das schon ganz anders sein, da wird der unmittelbare Zielbereich für den Verkehr gesperrt und wir Läufer können endlich unsere Selfies an dem Ort machen, auf den wir jetzt so lange hintrainiert haben!

 

Der Marathon 2017 steht unter einem besonderen Jubiläum. 1967, fast auf den Tag genau vor 50 Jahren, ist Kathrine Switzer als erste Frau offiziell den Boston Marathon gelaufen. Die Geschichte und die Bilder kennt inzwischen jede Läuferin und jeder Läufer, auch das, was sich daraus für die Frauenlaufbewegung entwickelt hat. Heuer wird sie wieder laufen, natürlich mit ihrer berühmten Startnummer von damals – 261!



Vorfreude

Samstag und Sonntag stehen zu unserer freien Verfügung, wobei für Sonntag eine Stadtrundfahrt mit Bus und Reiseleitung angeboten wird. Die meisten nutzen dieses Angebot, auch in der Hoffnung, damit ohne viel herum zu marschieren die Stadt zu sehen. Den Samstag aber starten wir mit einem kurzen Lockerungslauf. Die ganze Gruppe ist dabei, ebenso wie eine deutsche Laufgruppe unter der Führung von Herbert Steffny.

 

Das Wetter zeigt sich von der sonnigsten Seite und verspricht für den Marathontag warme Temperaturen. Seit einigen Tagen werden die Temperaturprognosen für den Montag täglich nach oben geschraubt. Waren es vor einer Woche noch angenehme 12 Grad, so liegen wir heute schon bei einer Vorhersage von 20 Grad!

 

Der restliche Samstag bietet die Möglichkeit, in Ruhe das berühmte Ziel des Marathons zu besichtigen. Die Ziellinie in der Boylston Street bleibt das ganze Jahr über permanent bestehen, jedes Jahr im Februar wird sie farblich aufgefrischt. Daher ist man dann etwas enttäuscht, wenn gerade zum Marathon die Linie mit einer Plastikfolie überzogen wird. Angeblich dient es zum Schutz des gemalten Originals?

Es ist trotzdem ein wunderbares, aber gleichzeitig auch ein irrationales Gefühl, endlich hier zu stehen. Irgendwie kann ich es noch nicht ganz glauben.

 

Boston ist inzwischen fest in der Hand der Läufer und viele strömen zum Ziel, um Selfies zu machen oder einfach nur um die Stimmung zu genießen, in Vorfreude und Hoffnung auf einen erfolgreichen Lauf am Montag.

 

 

Boston gehört zu den ältesten Städten der USA - und zu denen, mit den höchsten Lebenshaltungskosten. Sie ist uns allen noch aus dem Geschichtsunterricht mit der "Boston Tea Party" in Erinnerung, ein Kristallisationspunkt für die amerikanische Unabhängigkeitsbewegung. Daher auch der Patriots‘ Day.

 

Die Stadt hat einen ganz eigenen Charme und Charakter, eher zurückhaltend, so wie ihre Bewohner, mit vielen unterschiedlichen Neighborhoods. Wer hier nach Wolkenkratzern sucht, wird nicht übermäßig fündig werden. Für mich am schönsten und bezauberndsten sind die Straßen in der Back Bay und am Beacon Hill, mit den markanten drei bis vierstöckigen Brownstone Häusern, gesäumt von wunderschönen alten Magnolienbäumen in den Vorgärten oder Alleen. Leider blühen die Magnolien heuer noch nicht.

 

Boston ist gleichzeitig auch eine sehr junge Stadt, bedingt durch die vielen Colleges und Universitäten, die in ihrem Großraum ansässig sind. Bei uns am bekanntesten sind sicher die Harvard University und das Massachusetts Institute of Technology (MIT), beide im Vorort Cambridge.

Im Atlantik, vor der Küste Bostons, gibt es sogar die Möglichkeit Wale zu beobachten! 



Marathon Monday

Ostermontag, Patriots‘ Day, der 121. Boston Marathon!

Ein strahlend sonniger Tag und die Temperaturprognosen liegen inzwischen schon bei 22 Grad! Die Devise lautet daher – so wenig Bekleidung wie sittlich erlaubt ist, aber unbedingt Sonnenschutz am Kopf! Trockene Bekleidung für das Ziel werde ich nicht abgeben, die 15 Minuten Fußmarsch zurück zum Hotel schaffe ich auch nur mit Wärmefolie. Wir starten um 11:15, in der vierten und letzten Welle. Das hat den Vorteil, dass wir uns mit den Vorbereitungen am Morgen nicht abhetzen müssen. Für die Busse, die uns zum Start nach Hopkinton bringen, sind wir erst ab 8:45 eingeteilt. Zu der Zeit sind wir in New York schon fast zwei Stunden im Athlete Village herumgehangen.

 

Der Transport nach Hopkinton ist ja für sich alleine genommen schon eine Attraktion. In langen Kolonnen, von Polizei eskortiert und alle Ampeln auf Grün geschaltet, werden wir in den berühmten gelben Schulbussen zum Start chauffiert. Unser Bus ist anscheinend auffrisiert, er schafft statt der üblichen 50 mph sogar 52 mph - auf der Autobahn. Wir überholen sogar zwei Busse! Trotzdem dauert die Fahrt nach Hopkinton ca. 50 Minuten und gibt nicht nur die Gelegenheit, mit Schrecken zu erkennen, wie weit man da wieder zurücklaufen muss, sondern auch, sich nochmals geistig mit der Strecke auseinander zu setzen.

 

Der Boston Marathon bietet die radikalste Ausprägung einer Point-to-Point Strecke. Sie startet im ländlichen Hopkinton und führt nahezu geradlinig Richtung Osten. Nach dem zweiten Drittel erreicht man die Vororte und gerade einmal die letzten zwei Meilen läuft man dann auch tatsächlich in Boston.

 

Obwohl in Summe die Strecke ein Gefälle von 130 Metern ausweist, ist sie doch gekennzeichnet durch viele Hügel und damit einem stetigen Bergauf und Bergab. Besonders bissig sind die  Newton Hills. Sie beginnen bei Meile 16 und erstrecken sich in vier Etappen bis zur Meile 21, mit dem berühmt berüchtigten Heartbreak Hill als Abschluss - er hat diesen Namen nicht von ungefähr. Jedem, der schon vor den Newton Hills sein Pulver verschossen hat, bricht hier nicht nur das Herz. Es empfiehlt sich daher dringend, eine eventuelle Offensive (wenn man das überhaupt vorhat), erst danach zu starten. In den Newton Hills fallen zumeist auch bei den Eliteläufern die ersten Vorentscheidungen. 

 

Weht Ostwind, hat man die berühmte Arschkarte gezogen - 42,2 Kilometer Gegenwind! Und ja, es kann auch kalt sein, um diese Jahreszeit in Boston. In dieser Gegend, um diese Jahreszeit, muss man mit jedem Wetter rechnen. Von 0 bis 30 Grad ist alles möglich, vor drei Wochen lag hier noch Schnee! Heute ist das definitiv nicht der Fall - und wir haben Westwind, also Rückenwind. Wegen der potentiellen Kombination von Rückenwind und dem Gesamtgefälle, ist der Boston Marathon nicht für offizielle Weltrekorde zugelassen.

 

Hopkinton ist eine verschlafene Kleinstadt, im Irgendwo zwischen Boston und Springfield (nein, nicht das der Simpsons). Wir werden vor der Hopkinton High School, auf dessen Gelände sich das Athletes‘ Village befindet, abgesetzt. Großzügige Zelte geben Schutz vor der Witterung. Umfangreiche WC Anlagen erlauben, mit vernünftigen Wartezeiten, seine Erleichterung zu finden. Alles geht sehr diszipliniert zu und die Menschen sind extrem hilfsbereit. Was nämlich viele vergessen – wenn ich immer in Richtung Osten laufe, habe ich für die ganze Zeit die Sonne an meiner rechten Seite. Selbst an weniger sonnigen Tagen kann das zu Sonnenbrand führen. Heute aber ist Sonnencreme Pflicht, will man nicht auf der rechten Seite mit einem Bubba Gump Shrimp verwechselt werden! Die Läufer reichen bereitwillig ihre Sonnencreme weiter, oder sie geben sie beim Sanitätszelt zur Weiterverwendung ab.

 

Inzwischen liegen die Temperaturen schon bei den prognostizierten 22 Grad. Im Laufe unseres Rennens werden sie auf 29 Grad klettern und den weiteren Verlauf des Marathons maßgeblich bestimmen.

 

Vom Startgelände ist es noch einen Kilometer bis zum tatsächlichen Start in der Main Street. Geordnet nach den zugeteilten Corrals, werden wir zu fixen Zeiten aus dem Athletes‘ Village auf den Weg in Richtung Startlinie geschickt. Die Zeit ist recht knapp bemessen, trödeln darf man also nicht, ansonsten kann es einem passieren, dass der Startschuss fällt, bevor man seinen Corral erreicht hat. Das muss man besonders dann bedenken, wenn man die Toiletten benutzen will, die auf dem Weg zum Start sind. Diese sind mehr als reichlich vorhanden, wenig frequentiert und es empfiehlt sich sie zu nutzen, wenn man auf die lästige Warterei vorher im Athletes‘ Village verzichten will.

 

Der Weg zum Start führt direkt an den Vorgärten der vielen Einfamilienhäuser vorbei. Die Bewohner und ihre Freunde nutzen bereits hier die Gelegenheit, die Läufern anzufeuern - oder ihnen schon jetzt Bier, Bananen oder gegrillte Marshmallows anzubieten. Sehr leicht ist es, hier hängen zu bleiben und den Start zu verpassen! Der Lauf nimmt einen sehr familiären Anfang und steigert sich im Weiteren zu einem Volksfest.

 

Mein Plan A, wenn alles optimal läuft und ich einen guten Tag habe, wäre eine Zeit von 3h50 gewesen. Auf jeden Fall keine persönliche Bestzeit. Sich die vorzunehmen, zeugt entweder von optimalster Vorbereitung, speziell mit Hügeltraining, oder von grenzenlosem Optimismus. Ich komme aus dem Marchfeld. Jeder der das kennt weiß – die einzigen Hügel bei uns, sind entweder Misthaufen oder Schottergruben! Schon auf der Fahrt nach Hopkinton und erst recht, als mich die Hitze dort empfängt, lasse ich diesen Plan A fallen und nehme mir einmal eine Zeit von 4 Stunden vor. Ich starte daher meinen Boston Marathon mit einer 5:40 min/km Pace.

 

Der Lauf ist natürlich in Meilen ausgeschildert. Kilometermarkierungen gibt es nur alle 5 km bzw. zum Halbmarathon. Also entweder man rechnet sich seine Pace auf Meilen um, speziell dann, wenn man die Rundenzeiten manuell nehmen will, oder man verlässt sich auf die Werte der GPS Uhr. Da wir den Großteil der Strecke in ländlicher Umgebung laufen - auch in Boston gibt es, bis auf den letzten Kilometer, keine engen Häuserschluchten - funktioniert das sehr gut. Meine Uhr zeigt im Ziel dann eine Abweichung von 400 Metern. Bei dem, was den Lauf in Folge noch beeinflussen wird, ist diese Ungenauigkeit zudem völlig irrelevant.



Der Marathon

IT ALL STARTS HERE steht auf dem Schild in Hopkinton, gleich neben dem Start. Bevor man noch so richtig nervös werden kann, erfolgt der Startschuss, vom begeisterten Publikum, bereits zum vierten Mal an diesem Tag, angefeuert. Dann ist man auf der Strecke und läuft ihn tatsächlich, den ältesten Marathon der Welt, DEN Boston Marathon! Unglaublich!

 

Die Strecke hat in der ersten halben Meile gleich einmal ein Gefälle von 40 Metern, noch ist alles ganz easy, wenn auch etwas eng. Wir laufen auf Landstraßen, stellenweise von Bäumen gesäumt, an Siedlungen und einzelnen Häusern vorbei, durch weitere Kleinstädte wie Ashland (hier war bis 1923 der Start des Marathons), Framingham und Natick. Dort erreichen wir die 10 Meilen und haben bereits gegenüber dem Start 90 Höhenmeter abgebaut. Trotzdem ist es ein andauerndes Auf und Ab, es gibt nahezu keine durchgehend flachen Passagen, und wenn auch die Steigungen zumeist nicht schwer sind, ich als Flachländer habe trotzdem den Eindruck, dass es eigentlich andauernd NUR bergauf geht!

 

Und obwohl wir hier zum größten Teil durch ländliche Gegend mit dünner Besiedlung laufen, ist die Strecke durchgehend gesäumt von Menschen. Man merkt, für sie ist das heute ein besonderer Feiertag, das ist ihr Marathon und den begehen sie standesgemäß und traditionell. Es wird kaum jemanden geben, der hier an der Strecke wohnt und nicht an der Straße steht. Sogar die Bewohner des Pensionistenheims parken mit ihren Rollatoren oder Rollstühlen im Schatten vor dem Haus – dieses Spektakel lässt sich niemand entgehen!

 

Es wird gegrillt und gekocht, die Menschen bauen Tische, Bänke und Campingmöbel für das BBQ auf, Musikkapellen und verschiedenste Bands spielen, Kinder hüpfen auf ihren Trampolins, Cheerleader schwingen ihre Stöcke und Röcke, Gruppen verschiedenster Kirchen und Sekten schicken dir Kraft von oben, alle möglichen martialischen Sicherheitsorgane, Militär und FBI, sorgen nicht nur für Sicherheit sondern auch für Stimmung, der gute alte Ghettoblaster wird ausgegraben und an den Straßenrand gestellt, Schilder mit den aberwitzigsten Anfeuerungssprüchen werden hochgehalten, die Kinder können gar nicht genug vom Abklatschen kriegen und die Rednecks nicht genug von ihrem Bier, welches sie dir auch gerne und mit Gebrüll anbieten.

 

Gebratener Speck, Mashed Potatoes, Spieße mit Wassereis, Bananen, Melonen, Marshmallows, Wasserflaschen, Flaschen mit nicht identifizierbarem Inhalt, feuchte Tücher, Gartensprinkler, Wasserfontänen der lokalen Fire Brigade – es wird alles Mögliche und Unmögliche aufgeboten, was aus Sicht der Zuschauer uns Läufern helfen könnte! Umso näher wir den Vororten von Boston kommen, umso dichter, umso lauter, umso einfallsreicher und ausgefallener werden die Methoden der Anfeuerung. Wie gerne hätte ich alles das fotografiert, festgehalten. Aber inzwischen ist mir das Herausfummeln des Handys zu mühsam, die Hände sind verschwitzt und klebrig - und ich hätte Angst, mir knallt das Ding auf die Straße. Die Bilder im Kopf müssen reichen!

 

Die bekannteste, und speziell bei den Herren beliebteste Attraktion, sind wohl die Mädchen vom Wellesley College! Als besondere Motivation bieten sie dir Küsse an. Ihre hochfrequenten Schreie hört man schon eine halbe Meile, bevor man die Girls überhaupt sieht. Jetzt verstehe ich, warum dieser Abschnitt der Strecke auch „Scream Tunnel“ genannt wird. Ich komme mir vor wie ein Mitglied einer Boygroup bei der Autogrammstunde. Auf einer Länge von ca. 500 Metern stehen sie am rechten Straßenrand, in einer dichten Kette und versuchen, durch verschiedenste Marketingmaßnahmen und Sprüche, ihren Kuss an den Mann oder die Frau zu bringen. Die Sprüche reichen dabei von frech (“I only date runners because they have good stamina”), über politisch korrekt („Kiss me, I’m single“), bis mitleidig („Kiss me, because nobody else does“). Genutzt werden die Angebote nur fallweise, die meisten Läufer wollen das den Mädchen dann doch nicht antun, so salzig verschwitzt wie wir sind! Viele machen jedoch Selfies mit ihnen, als Andenken für die Frau oder Freundin zu Hause. Aber auf jeden Fall haben wir damit die Hälfte der Strecke erreicht und die Mädchen motivieren uns für das was noch kommt, wir werden es dringend brauchen!

 

Bis jetzt gibt es zumindest fallweise Schatten durch die Bäume am Straßenrand. Umso mehr wir uns aber den dichter besiedelten Vororten nähern, umso weniger Bäume, und die Sonne knallt beinhart auf uns herunter. Wo auch immer sich ein Schatten auf der Strecke findet, ich steuere in diese Richtung. Auch der Wind trägt nichts zu Kühlung bei, weil er nun einmal von hinten oder kurz böig von der Seite kommt! So viel zum Vorteil des Rückenwinds!

 

Es war schon ein guter Entschluss, gleich beim Start eine langsamere Pace anzugehen. Aber bei der Halbmarathonmarke merke ich, dass ich selbst dieses Tempo nicht bis zum Ende werde durchalten können. Danach wird erzählt werden, wir hätten zu dem Zeitpunkt an der Strecke bereits 29 Grad gehabt. Ich kann es nicht nachprüfen, ich glaube es aber sofort. Schon bei km 10 beginnen die ersten Ausfälle. Die Verpflegungsstationen, Gott sei Dank nahezu jede Meile, werden gestürmt. Trotzdem sind die ersten bereits lange vor der Halbzeit dehydriert und von der Hitze gezeichnet, wanken, werden von anderen Läufern oder Publikum gestützt und aufgefangen. Später ist die Rede von mehr als 2.500 Einsätzen der Sanitäter. Nicht eingerechnet alle die vielen, die sich einfach nur am Straßenrand auskotzen, kurz anhalten und dann weiterlaufen.

 

Irgendwo in den Newton Hills
Irgendwo in den Newton Hills

Nach der Hälfte wird es aber echt heavy! Aus Plan B wird Plan C – gesund ins Ziel kommen! Die Medaille lasse ich mir auf keinen Fall entgehen, und wenn ich gehen müsste!

 

Und dann kommen sie, die Newton Hills! Nur ein Wort: heftig! Insgesamt sind es vier Steigungen, die erste bewältige ich noch halbwegs mit Anstand, dann wird es aber nur mehr ein „einfach irgendwie drüber schaffen“. Das Publikum motiviert unendlich, treibt mich weiter mit jedem Schritt, ruft mich, dank meines Shirts, beim Vornamen. Nicht einmal die unzähligen Male, an denen ich mit „Go Australia“ angefeuert werde, stören mich. Dann endlich, Heartbreak Hill! Der will aber echt kein Ende nehmen, er zieht sich gefühlte zehn Kilometer, obwohl es tatsächlich nur einer ist. Irgendwann hält dann auf der linken Seite jemand ein riesen Schild – „Top of Heartbreak Hill“! Ich juble, aber nach einem kurzen Bergabstück geht es schon wieder bergauf, ich fluche!

 

Aber bei all der Jammerei - wenn man dann um sich herum die Läufer mit verschiedensten Behinderungen, Krücken, Beinprothesen und Rollstühlen sieht, da wird die Perspektive schnell wieder zurecht gerückt und man beißt in Demut die Zähne zusammen, hört auf zum herumsudern und läuft halt einfach weiter. Dankbar, dass man noch alle seine Gliedmaßen beisammen hat und mit Hochachtung vor dem, was diese Menschen leisten!

 

Dann geht es aber tatsächlich bergab, die Stadt ist schon in der Ferne zu sehen. Noch sind es 10 Kilometer. Ab jetzt heißt es nur noch aufpassen, auf den Körper hören, nur nicht zu schnell werden, trinken, trinken, trinken! Meine Pace bleibt durchgehend jenseits der 6:00min/km, zumeist sogar eher bei den 6:30, aber zumindest gehe ich nicht, wie andere um mich herum. Viele stehen, sitzen oder liegen bereits am Streckenrand. Und doch ist gerade jetzt das Publikum frenetisch. Es ist dies die Uhrzeit, wenn das traditionelle Baseball Match im Fenway Park zu Ende geht. Viele Zuschauer wechseln dann von dort an die Marathonstrecke, bereits in der richtigen Laune. Zum Teil illuminiert, aber voll motiviert, spenden sie den Läufern des letzten Drittels ganz speziellen Beifall. Ein Privileg, eine Begeisterung, die selbst die Spitzenläufer nicht erfahren durften. Ein besonderes Geschenk Bostons an die Marathonis.

 

Bei Meile 25 dann endlich das berühmte CITGO Schild! Schon Meilen vorher, kurz nach den Newton Hills, konnte man diese Sehnsuchtsmarkierung bereits kurz in der Ferne sehen - wenn man danach suchte. Und alle suchten danach! Jetzt steht es aber vor mir und damit ist klar – nur mehr knapp eine Meile bis ins Ziel! Hier beginnt sie dann auch, die blaue Markierung auf der Straße, die mich bis zur Ziellinie führen wird. 

 

Ich laufe wie ferngesteuert, die Zurufe, die Musik, der unglaubliche Lärm - es wird inzwischen so laut, dass es zeitweise sogar unangenehm wird. Kurz vor der Bolyston Street noch eine Unterführung, davor links ein überfülltes Rot Kreuz Zelt. Tom Rottenberg schreibt später in seinem Blog zu dieser Stelle „… Domino Day auf der Strecke“, prägnanter lässt sich die Situation nicht beschreiben – und das 500 Meter vor dem Ziel! Die Wolken, die in den letzten Minuten aufgezogen sind, helfen da auch nicht mehr.

 

Nach der Unterführung eine Rechtskurve, Hereford Street, es geht WIEDER bergauf, eine Steigung die du normalerweise nicht einmal merken würdest, aber links und rechts stehen Läufer und übergeben sich, laufen dann weiter, weil mit der nächsten Linkskurve ist man in der Boylston Street, sieht man das Ziel mit eigenen Augen!

 

War der Scream Tunnel schon sehr laut, jetzt läuft man in einer Wall of Sound. Von der Häuserschlucht reflektiert, trägt mich die Geräuschkulisse des Publikums ins Ziel.

 

Noch 300 Meter, endlos und gleichzeitig auch viel zu schnell vorbei - ich laufe über die Ziellinie des Boston Marathons! 4:11:47 zeigt meine Uhr, aber die Zeit spielt keine Rolle.

 

Ich bin überglücklich und wahnsinnig stolz auf mich! Ich bin den Boston Marathon gelaufen!

 

Im Ziel dann – genießen, in mir ruhen, alle Eindrücke aufsaugen, alles einprägen, stolz sein, zufrieden sein!

 

Die Wege sind kurz hier, bald schon hat man seine Wärmefolie, Wasser, Bananen, was immer man als Läufer halt so im Ziel braucht. Das Iso lasse ich mir von der „Miss Cranberry Country“ reichen, alle lächeln, alle sind glücklich, diese Hitzeschlacht gut ins Ziel gebracht zu haben. Am Ende werden bei den meisten Läuferinnen und Läufern 15 Minuten und mehr der Hitze geschuldet sein.

 

Und dann endlich die Medaille!

Ein ganz besonderes Stück, unverwechselbar, mit dem Einhorn, dem Wappentier der Boston Athletic Association.

 

Das Einhorn als Symbol eines Ideals, nach dem wir unablässig streben, das wir aber nie erreichen können.

Das erste Mal bei einem Marathon gehe ich am Abend zur offiziellen Finisher Party. Die hier in Boston bietet aber auch eine besondere Location. Einen Besuch des altehrwürdigen Fenway Park Stadion lasse ich mir nicht entgehen! Man kann gemütlich auf den Zuschauertribünen sitzen und sein Samuel Adams 26.2 Boston Brew trinken – und man hat sogar die Möglichkeit, zum Spielfeld zu gelangen. Der Rasen ist natürlich tabu, aber die Sandbahn um das Feld herum darf umrundet werden. Fenway Park ist das älteste noch in Verwendung befindliche Baseball Stadion der USA.

 

Ein würdiger Abschluss für einen Tag, an den wir uns noch lange erinnern werden!

 

Boston war mein sechster Marathon, der dritte der Abbott World Marathon Majors.

Mein Lauf ist auf Garmin Connect einsehbar.

Hier noch weitere Fotos zum Marathon und von der Stadt.

 

Alles Liebe, ich lauf schon mal voraus!

Herbert

 

P.S.: Am Tag danach wurde sie dann wieder entfernt, die Folie über der gemalten Ziellinie. Zum Vorschein kam, noch unter Kleberresten versteckt, das Einhorn. Ich wünsche ihm noch weitere 120 Jahre, in denen viele begeisterte Läuferinnen und Läufer seinem Ruf folgen.

Danke Boston!

Nachtrag:

Am Dienstag, dem Tag an dem wir alle schon wieder auf dem Weg nach Hause sind, passiert Adidas ein peinlicher Lapsus. Per E-Mail gratulieren sie allen Finishern mit dem Betreff:

 

„Congrats, you survived the Boston Marathon!“

 

Eine Gedankenlosigkeit, sicher nicht böse und schon gar nicht zynisch gemeint. Die Reaktionen sind trotzdem heftig und schlagen ihre Wellen, auch auf Twitter. Innerhalb weniger Stunden entschuldigt sich Adidas nochmals bei allen Läufern:

 

„We are incredibly sorry. Clearly, there was no thought given to the insensitive email subject line we sent Tuesday. We deeply apologize for our mistake. The Boston Marathon is one of the most inspirational sporting events in the world. Every year we’re reminded of the hope and resiliency of the running community at this event.”

 

Dem habe ich nichts hinzuzufügen.



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